Gabriel Quéré ist 79 Jahre alt und spricht 9 Sprachen. Dazu gehört auch Esperanto. Gabriel hat mir einige Fragen beantwortet. Die Antworten will ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Hallo Gabriel, mit 73 Jahren hast du dich entschieden noch eine neue Sprache zu lernen. Warum das? Und warum gerade Esperanto?
Was bringt Menschen normalerweise dazu eine neue Sprache zu lernen? Abgesehen von der Liebe für Musik in anderen Sprachen (darum habe ich angefangen Russisch zu lernen), ist es doch das Streben nach besserer Qualifikation im professionellen Leben, vor allem im Beruf.
Seit langer Zeit interessieren mich Sprachen und ich versuchte diese zu vergleichen und die Funktion zu studieren. Sozusagen als Hobby. So kam es, dass ich 9 Sprachen gelernt habe.
Hast du schon früher von Esperanto erfahren oder was das zu der Zeit als du mit dem Lernen angefangen hast?
Die Sprache Esperanto war mir schon lange bekannt aber wie viele andere Menschen dachte ich, sie sei es nicht wert gelernt zu werden.
Doch eines Tages, nach dem ich mich mit einem Esperanto Sprecher unterhielt, entschied ich mich spontan ein Buch zu kaufen und begann zu lernen. Es war eine wahre Entdeckung! Ich spreche fliessend Englisch, da ich seit meinem 12. Lebenjahr lernte. Also war ich überrascht, dass ich nach nur 6 Jahren Esperanto auf dem gleichen Level angekommen bin. Für einen Franzosen dauert es wohl ca. 12-16 Mal weniger lang, um fliessend Esperanto zu sprechen als Englisch. Einfach weil die Grammatik nur 16 Regeln umfasst und das ohne Ausnahmen! Ausserdem stammen die Vokabeln zu ca. 70% aus lateinischen Sprachen.
Du sagst, du bereust es, dass du nicht früher mit Esperanto angefangen hast. Warum das?
Ich bereue, dass ich niemals erwartet hatte, wie viel mir Esperanto bringen kann. Kontakte zu Kollegen verstreut über die ganze Welt. Man bedenke, dass ein „Esperantist“ diese Sprache nicht gelernt hat um eine bestimmte Gruppe von Menschen kennen zu lernen oder für berufliche Zwecke, sondern einzig und allein aus Neugier. Die Person mit welcher du dich unterhältst hatte den gleichen Aufwand wie du (Anmerkung: So gut wie niemand spricht Esperanto als Muttersprache. Jeder muss daher gleich viel lernen).
Was fasziniert dich an Esperanto besonders?
Esperanto ist Neutral! Die Sprache gehört niemandem. Wenn du anfängst zu lernen, dann kommt deine Motivation nicht von einer besseren Position im Job oder mehr Geld. Sondern vom Interesse an anderen Menschen auf der Welt, welche das gleiche getan haben wie du!
Kennst du andere Leute die Esperanto sprechen? Sind das Bekannte von dir oder hast du diese erst dank Esperanto kennen gelernt?
Dank Esperanto habe ich persönliche Freunde in Deutschland, Russland, Japan, China, Österreich… Wenn ein Esperantist auf eine Reise geht, dann sieht er sich im Internet nach Kollegen um und die Chancen stehen gut, dass er in dem betreffenden Land eine Unterkunft finden kann. Natürlich bietet man auch sein eigenes Haus als Gegenleistung an. Im letzten Juni verbrachte ich mit meiner Frau 10 Tage in Moskau, bei einem Esperanto Freund.
Wie verwendest du deine Esperanto-Kenntnisse sonst noch?
Mit steigender Begeisterung für Esperanto, begann ich nun auch in meiner Heimatstadt zu unterrichten.
Was würdest du sagen, um jemanden zum Esperanto lernen zu animieren?
Ich hoffe ich habe dich jetzt überzeugt! Ein Tipp für alle die Esperanto lernen wollen. Kaufe dir einfach ein Buch und nimm dir eine Stunde Zeit. Das sollte genug sein, um zu Entscheiden ob du Esperanto wirklich lernen willst.
Vielen Dank für die Antworten Gabriel!
esperanto hat einen merkwürdigen spanischen akzent (also einen Spanischen akzent) .Deshalb ist die Sprache wohl hauptsächlich von spaniern erfunden oder?
Esperanto klingt vielleicht ein bisschen wie Spanisch oder auch wie Italienisch. Es ist aber von einem Polen entwickelt worden, Ludwig Zamenhof.
Dass „so gut wie niemand Esperanto als Muttersprache“ spricht, ist ein bisschen übertrieben. Vermutlich dürften es weltweit ein paar tausend Esperanto-Muttersprachler sein. Einer davon ist der deutsche Botschafter in Moskau, Ulrich Brandenburg. Wenn zwei Esperantosprecher ein Paar werden, dann geben sie ihren Kindern oft Esperanto mit.
Mittlerweile gibt es ein paar Esperanto-Veranstaltungen, zu denen zwanzig bis dreißig esperantosprachige Kinder und Jugendliche fahren.
Genaue Zahlen über die Zahl der Muttersprachler gibt es nur aus Ungarn. Dort hat die Volkszählung 2001 insgesamt 168 Muttersprachler gezählt.
Hallo Ludoviko,
Danke für die tollen Infos über Esperanto 🙂
Dass es so viele Muttersprachler gibt wusste ich nicht. Zum einen sind die Infos schwer zu finden und aus verschiedenen Quellen dazu noch sehr unterschiedlich.
Die Zahl zu Esperanto-Muttersprachlern in Ungarn findet man bei http://eo.wikipedia.org/wiki/Statistiko_de_Esperantujo#Hungario_1941.2C_1990_kaj_2001 ; auf der Seite versuche ich alles glaubwürdige Zahlenmaterial zu Esperanto zu sammeln. Dort ist auch die Quelle angegeben. Auch die deutsche Wikipedia hat ein wenig dazu, http://de.wikipedia.org/wiki/Esperanto#Esperanto_als_zweite_Muttersprache .
In der Tat sind die Infos sonst schwer zu finden; „Quellen“ ist ein relativer Begriff 🙂 Mancher Verfasser von Informationsseiten hat so seine eigenen Vorstellungen von der Wirklichkeit…
@amoradi: Ich stimme dir da zu, dass es eine klangliche Ähnlichkeit zu Spanisch gibt. Meine Vermutung, warum das so ist, sind erstens die „breit“ und einzeln ausgesprochenen Vokale (aeiou) sowie die vielen „s“-Endungen auf alle Verben.