Nachfolgend ein Beitrag von: Vanessa Causemann, Mitarbeiterin von twago, Europas führende Projektplattform. Hier finden Freelancer aus der ganzen Welt mit Unternehmern zusammen. Zu den Dienstleistungen gehören u.a. die konzeptionelle Erstellung und Programmierung von Webseiten, Grafikdesign sowie Übersetzungsdienstleistungen.

Die Europäische Union entfaltet sich seit den 50er Jahren zunehmend. Inzwischen sind 27 europäische Staaten Teil des Staatsverbundes. Da bereits 1958 in einer Verordnung des Rates festgelegt wurde, dass die Amtssprachen aller Mitgliedstaaten gleichberechtigt sind, hat sich auch die Zahl der gültigen Amtssprachen seit 1957 von vier auf 23 erhöht.

Da jeder Bürger das Recht hat, sich in einer dieser offiziellen Amtssprachen an die Institutionen der EU zu wenden und auch eine Antwort in derselben Sprache zu erhalten, wurde das Amt des Kommissars für Mehrsprachigkeit installiert. Sprachpolitik ist notwendig, um Konflikten vorzubeugen, beziehungsweise diese zu lösen und soll somit eine integrative Funktion haben. Ein häufig genannter und vorallem mit der Sprachenvielfalt verknüpfter Kritikpunkt, ist der einer fehlenden europäischen Identität. Ohne diese kann der Wirtschaftsfluss, innerhalb der sonst bereits offenen Grenzen der EU, nur eingeschränkt stattfinden.

Die Lösung einer künstlichen Einheitssprache wie Esperanto hat sich nicht durchgesetzt. Es wird teilweise vergessen, dass sich in der Sprache die Kultur jedes Landes widerspiegelt. Eine künstliche Sprache stellt lediglich ein identitätsloses Kommunikationswerkzeug dar und hat damit nicht die Fähigkeit identitätsschaffend zu wirken.

Die Barriere der unterschiedlichen Sprachen lässt sich nicht ohne Weiteres überbrücken. Die EU beschäftigt heute den größten Übersetzungsdienst der Welt. Mit 3.400 Beschäftigten werden rund 15 Prozent des Personalkörpers der Europäischen Kommission und 1 Prozent des EU-Haushaltes der Sprachenvielfalt gewidmet.

Es liegt in der Verantwortung der derzeitigen Kommissarin, Androulla Vassiliou, die Fremdsprachenkenntnisse zu fördern, um so die Chancen der Arbeitnehmer auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu verbessern und ein effektives und integratives Arbeitsklima zu schaffen.
Zu ihren administrativen Aufgabenbereichen gehören die Generaldirektionen des Übersetzens, der gemeinsame Dolmetscher- und Konferenzdienst, das Amt für Veröffentlichungen der EU (soweit die Mehrsprachigkeit betroffen ist), sowie innerhalb der Generaldirektion Bildung und Kultur, die Abteilung der Mehrsprachigkeitspolitik.

Ob Sprachenvielfalt in Europa ein Hindernis für eine europäische Identität darstellt, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Offensichtlich ist, dass die Überbrückung mehr Willen an einer interaktiven und kommunikativen Gesellschaft und weniger nationalbezogenes Denken erfordert. Laut Abschlussbericht der Expertengruppe für Mehrsprachigkeit stellen die fehlenden länderübergreifenden Medien zur Bildung einer europäischen öffentlichen Meinung ein großes Problem dar. Ein gutes Beispiel für ein vergleichbares Medium ist der deutsch-französische Sender Arte, der bisher allerdings die Zweisprachigkeit nicht überschreitet.
Jedoch kann man generell sagen, dass die Grenzen der nationalen Identität zunehmend irrelevanter werden und dass diese Entwicklung mit fortschreitenden Fremdsprachenkenntnissen der nächsten Generationen gestärkt wird.

Fest steht, dass eine Gesellschaft mit einer Identität – aufgebaut auf einer Vielfalt der Unterschiede (sprachlich wie kulturell) – eine flexible und dadurch stabile Konstruktion darstellt, welche aufgrund der nötigen Toleranz innerhalb dieser auch dieselbe nach Außen tragen kann. Mag der Weg der Integration vieler Muttersprachen auch schwer sein, das Ergebnis wirkt zukunftsweisend in Richtung Globalisierung und wird als Vorbild dienen können.