Die fortschreitende Internationalisierung und die steigende Nachfrage der Eltern nach Frühförderung führen dazu, dass immer mehr kleine Kinder Kontakt mit mehr als einer Sprache haben. Doch nur wenn die zweisprachige Erziehung richtig gemacht wird, hat sie auch Vorteile für die Kinder. Sprechen beide Elternteile zum Beispiel nur eine Muttersprache, wird es in der Regel sehr schwierig, ein Kind zweisprachig aufwachsen zu lassen. In diesen Fällen sollten sich die Eltern Hilfe holen.
Wie Kinder richtig mehrsprachig aufwachsen
Am besten gelingt die zweisprachige Erziehung, wenn beide Elternteile unterschiedliche Muttersprachen sprechen. Hier ist es wichtig, dass jeder konsequent in seiner eigenen Sprache mit dem Kind spricht.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass ein enger Vertrauter eine andere Sprache spricht. Diese Person sollte dem Kind wirklich nahe stehen, denn nur dann hat es die Motivation, sich mit ihr verständigen zu wollen. Wichtig ist ein regelmäßiger, möglichst täglicher Kontakt. Au-Pairs bleiben meist nur ein Jahr und sind deshalb nur dann geeignet, wenn sofort Ersatz folgt.
Wer in seiner Zweitsprache mit dem Kind spricht, riskiert, dass sich Fehler einschleichen, die das Kind so gleich mit lernt. Außerdem sind Menschen meist nur in der eigenen Muttersprache wirklich in der Lage, ihrem Gegenüber Zuneigung auszudrücken. Und das ist für die Eltern-Kind-Bindung sehr wichtig.
Die Teilnahme an wöchentlicher Fremdsprachenförderung hat zwar keinen negativen Einfluss auf die Sprachentwicklung eines Kindes. Vorteile konnten aber genauso wenig nachgewiesen werden. Sobald auf Kinder jedoch Druck ausgeübt wird, verlieren sie die Motivation und den Spaß am Lernen.
Sprachentwicklungsstörungen und geistige Behinderungen sind kein Hindernis. Auch diese Kinder können ohne Probleme zweisprachig aufwachsen. Falls dein Englisch gut ist und du dich weiter mit diesem Thema befassen möchtest, kann ich dir dieses Video empfehlen:
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Die Entwicklung zweisprachiger Kinder
Kinder, die von klein auf zwei Sprachen lernen, unterscheiden sich in den ersten Jahren nicht von einsprachigen Kindern. Sie lernen Wörter genauso schnell und bilden zeitgleich erste Sätze.
Beide Sprachen beeinflussen sich allerdings gegenseitig. So schleichen sich Akzente und sprachliche Besonderheiten der einen Sprache auch in die andere ein. Dennoch können Kinder zwei Sprachen ohne Probleme auseinanderhalten.
Außerdem vermischen kleine Kinder gern einzelne Wörter. Während man früher davon ausging, dass es ein Zeichen von Überforderung sei, hält man es heute für kindliche Kreativität. Fällt einem Kind ein Wort der einen Sprache nicht ein, ersetzt es dieses einfach durch das entsprechende Wort der anderen Sprache.
Das Aufwachsen mit unterschiedlichen Sprachen führt zu einem bewussteren Umgang mit Sprachen allgemein, was dem späterem Lernen zugute kommen kann. Auch verfügen diese Kinder später oft über mehr sprachliche Mittel als andere.
Zweisprachigkeit bei Migrantenkindern
Bei Migrantenkindern sieht die Sache ganz anders aus. Hier ist es häufig so, dass die Eltern fast ausschließlich in ihrer Muttersprache mit den Kindern reden. Auch das Umfeld besteht hauptsächlich aus Menschen mit dem gleichen sprachlichen Hintergrund.
Erst im Alter von drei Jahren – mit Eintritt in den Kindergarten – beginnt die Auseinandersetzung mit der neuen Landessprache. Diese sukzessiv zweisprachigen Kinder, die Deutsch erst als Zweitsprache lernen, benötigen entsprechende Förderung, um später keine Nachteile zu haben. Dennoch ist es häufig so, dass kleine grammatikalische Fehler beibehalten und noch im Erwachsenenalter gezeigt werden.
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Info: Foto von just4you via sxc.hu
Ich habe eine andere Erfahrung gemacht. Als Migrantenkind sprach und schrieb ich besser Hochdeutsch als meine Schweizer Schulfreunde. Ich habe keine zusätzliche Förderungen benötigt. Dies ist eher notwendig, wenn die Eltern die Sprache des Landes in dem sie Leben nicht beherrschen und ihre Kinde unterstützen können. Meine Kinder wachsen dreisprachig auf: Deutsch (in der Schule) und zu Hause Italienisch und Tschechisch. Alle drei haben sehr spät gegenüber einsprachigen Kindern mit dem Reden begonnen, jedoch mit einem weitaus grösseren Wortschatz.
Hallo Michele,
Danke für das Teilen deiner Ansicht und Erfahrung. Wenn ich mir so deinen Blog ansehe (welchen ich sofort abonniert habe), habe ich das Gefühl, dass du kein „Durchschnittskind“ warst. Und kann mir vorstellen, dass es dir einfach gefallen ist, eine neue Sprache zu lernen 😉